Adventskonveniat in Wolframs-Eschenbach
Zu dem diesjährigen Adventskonveniat, das zweifellos zu einem der schönsten Termine im Jahreskalender der Komturei gehört, trafen sich knapp 40 Confratres, Consorores und Gäste in der historisch bedeutsamen und sehr sehenswerten Stadt Wolframs-Eschenbach, die nicht nur durch den berühmten mittelalterlichen Dichter Wolfram von Eschenbach bekannt ist, sondern auch mit dem Deutschen Orden spätestens seit 1253 über die Jahrhunderte hinweg eng verbunden war und ist. Beispielsweise errichtete der Deutsche Orden von 1250 bis 1310 das gotische Münster. Es handelt sich um die erste weiträumige gotische Hallenkirche in Franken. Im Jahr 2001 wurde das Schloss des Deutschen Ordens und die Zehntscheune als Bürger- und Rathaus um- und ausgebaut.
Im Ratssaal des Rathauses begrüßt von unserem Confrater Oskar Geidner, der als Stadtheimatpfleger und -archivar nicht nur die Geschichte der Stadt kennt wie kein anderer, sondern der auch dieses Konveniat organisiert hatte, gingen die Anwesenden in das Liebfrauenmünster, um die heilige Messe zu feiern, die unser Geistlicher Assistent Prior Christoph Kehr gemeinsam mit Cfr. Pfarrer Clemens Bombeck zelebrierte.
In seiner Predigt stellte Pater Christoph ausgehend von der Bildebene der Bedeutung einer Infrastruktur und eines Verkehrssystems für das Ankommen eines Menschen die Frage, was Gott brauche, um anzukommen bei den Menschen. Gerade in der Generation der 18- bis 40-Jährigen kämen Gott und Religion nicht gut an, ein Leben ohne Glaube und Kirche sei kein Problem für viele. Zwar haben viele einen diffusen Glauben, aber keinen Glauben an den persönlichen Gott. Was braucht es also als Infrastruktur, damit der Glaube wieder bei den Menschen ankommt? Damals hat ein Esel als Verkehrsmittel ausgereicht, um die Schwangere nach Betlehem zu bringen, ein nicht repräsentatives und langsames Gefährt. Aber das Bild des Esels, der ausreichend war, kann auch entlastend und tröstend wirken, wenn man davon ausgeht, dass die Kirche das Verkehrsmittel und die Infrastruktur ist, durch die Gott zu den Menschen kommt. Es muss nicht immer das beste Mittel sein, kein ICE, es reicht ein Esel. Da sich Gott die Kirche als Infrastruktur ausgewählt hat, brauche es Menschen, die bereit sind, sich wie der Esel zur Verfügung zu stellen, im Sinne von Johannes: „Bereitet dem Herrn den Weg.“ Es ist unsere Aufgabe, alles aus dem Weg zu räumen, was den Weg zu Gott behindert. Gott muss ankommen können. Dazu gehört auch, sich Zeit zu nehmen für das Gebet, den Gottesdienst und die Mitmenschen, sich frei zu machen von Schuld und Sünde und umkehren. Je mehr einem das gelingt, desto mehr kann Gott ankommen, dann werden wir zur Straße, zum Verkehrsmittel Gottes. Charismatische Menschen können für den Glauben begeistern, aber es braucht auch ruhige Arbeiter, die ebenso zum Ziel kommen, jeder auf seine Weise, jeder als ein individuelles Verkehrsmittel Gottes. Das ist die Bedeutung von „Advent“, der Ankunft des Herren.
Im Anschluss an die Messe gestaltete Cfr. Geidner eine Kirchenführung, in der er die spannende und wechselhafte Geschichte des Liebfrauenmünsters lebendig vor Augen führte. Besonders an diesem Bau sind unter anderem die wechselnden bauhistorischen Umarbeitungen, die sich bis heute auch in dem außergewöhnlichen Grundriss der Kirche zeigen. Auch der Einfluss des Deutschen Ordens, dessen Wappen bis heute in bunten Kacheln den Kirchturm ziert, kam dabei nicht zu kurz.
Anschließend fand das Mittagessen und gesellige Miteinander in der Alten Vogtei statt, genauer in der ehemaligen Deutschordens-Vogtstube, die heute ein Restaurant ist.
Nach der Jahresabschlussrede des Komturs fanden sich die Anwesenden in dem Museum der Stadt ein, wo ein Sohn von Cfr. Geidner einen Vortrag hielt zu der Wanderausstellung „1525. Der Deutsche Orden im Bauernkrieg“, eine von der Forschungsstelle Deutscher Orden in Würzburg konzipierte Ausstellung. Die Ausstellung auf zehn reich bebilderten Tafeln und einer eigens angefertigten thematischen Karte wurde von Cfr. Geidners Sohn lebendig und spannend präsentiert, so dass auch der kulturelle Teil dieses Konveniats nicht zu kurz kam und allen Anwesenden eine wichtige Episode in der Ordensgeschichte vor Augen führte.
Als nächster Tagesordnungspunkt stand der bekannte Wolframs-Eschenbacher Krippenweg auf dem Programm. Bei dem Gang durch die historische Innenstadt wurden dabei dutzende Krippen aller Art besichtigt, die in ihrer künstlerischen Ausgestaltung vielfältiger und abwechslungsreicher nicht hätten sein können. Bewundernswertes und Unterhaltsames wechselte sich ab, sodass einem die unendliche Vielfalt der Möglichkeiten von Krippendarstellungen bewusst wurde.
Nach diesem abwechslungsreichen Tag stand natürlich der obligatorische Abschluss-Glühwein auf dem regional bekannten „Sternlemarkt“ auf dem Programm, der das Konveniat bei guten Gesprächen abrundete.
Tobias Noss FamOT
Komtureikanzler