Komtureireise nach Utrecht
Utrecht ist nicht nur die Geburtsstadt von Papst Hadrian VI. (1459–1523), Sitz eines römisch-katholischen Erzbischofs und eines Erzbischofs der alt-katholischen Kirche, Utrecht ist auch Sitz der Ridderlijke Duitsche Orde Balije van Utrecht. Dieser Ballei galt der Besuch der Familiaren, deren Ehepartnern und Gästen, insgesamt 26 Personen.
Bei einem guten und dazu gemütlichen Abendessen fand sich die Gruppe in einem Raum, der früher zur Landkommende der Ballei Utrecht gehörte, zusammen. Komtur Prof. Dr. Norbert Jacobs begrüßte die Teilnehmer der Reise und besonders seine Stellvertreterin, Csr. Monika Schulte, Organisatorin dieser Reise. Schnell waren die Gäste der Komturei integriert und die Feststellung getroffen: Zoom-Meetings sind gut, persönliche Begegnungen, dazu noch mit gutem Essen und hervorragendem Wein, sind unvergleichlich besser!
Am folgenden Tag stieß Prof. Dr. Renger de Bruin, Archivar und Kustos der niederländischen Ballei, zu der Gruppe. Prof. de Bruin führte in die Geschichte der Ballei ein, die sich im frühen 17. Jahrhundert vom Gesamtorden und dem in Mergentheim residierenden Hochmeister trennte. Auf Druck der Utrechter Stände wurden nur noch protestantische Adelige aufgenommen, die auch verheiratet sein durften. In dem großen Komplex der Landkommende gab es keine Lebensgemeinschaft der Ritter mehr, die Kirche verfiel und wurde durch einen Sturm im 17. Jahrhundert vollständig zerstört und nicht wieder aufgebaut. Im Jahre 1807 konfiszierte Ludwig Napoleon, König von Holland, das Deutschhaus, das anschließend Militärkrankenhaus wurde. Vier Jahre später löste Kaiser Napoleon, der Bruder von König Ludwig Napoleon, die Ballei Utrecht auf und konfiszierte den gesamten Besitz. Nach dem Sturz Napoleons hob der neue König der Niederlande, Wilhelm I., den Auflösungsbeschluss im Jahre 1815 auf und gab den Rittern einen großen Teil ihres Besitzes zurück, die Gebäude blieben im Eigentum der öffentlichen Hand. Das Grundstück wurde im Anschluss für ein Militärhospital genutzt. Erst in den 1980er Jahren konnten die Ordensritter einen Teil der Kommendengebäude zurückkaufen, ein anderer Teil mit dem Hauptgebäude des ehemaligen Militärhospitals wurde an einen Investor verkauft und zu einem luxuriösen Grand Hotel umgebaut.
Beeindruckend ausgestattet mit vielen Zeugnissen der wechselvollen Geschichte zeigten sich die Räumlichkeiten der Landkommende. Cfr. Dr. Klaus-Werner Schulte ergriff kurz das Wort und übergab eine Kerze mit dem Deutschordenskreuz an Prof. de Bruin, verbunden mit der Bitte, diese an den Landkomtur weiterzureichen. In einer kurzen Ansprache wies Cfr. Dr. Schulte die Mitreisenden darauf hin, dass es keine Selbstverständlichkeit sei, die Räumlichkeiten, besonders den Rittersaal, zu besichtigen. Der Rittersaal, der wichtigste Raum der Landkommende, war schon für eine Kapitelssitzung vorbereitet, die zwei Tage später angesetzt war. Beeindruckend waren die Portraits der Landkomture, die – fortgesetzt in einem anderen Raum – bis zu dem aktuellen Landkomtur den Wandel der Portraitkunst und das Selbstverständnis der Landkomture zeigten.
Nach einer kurzen Erfrischung zur Mittagszeit führte Prof. de Bruin durch seine Heimatstadt und zeigte einer interessierten Gruppe beeindruckende Bauwerke aus vielen Epochen einer bewegten Geschichte. Eine gemeinsame Grachtenfahrt war zwar durch leichten Regen etwas beeinträchtigt, trotzdem war es eindrucksvoll, viele historische Gebäude aus dem Schiff heraus zu betrachten.
Ein kulinarischer Höhepunkt war das gemeinsame Abendessen in dem Restaurant „Koenraad“. Nicht nur das exquisite Essen und die köstlichen Weine, auch der Aufstieg über eine äußerst schmale und steile Treppe, wird allen Teilnehmern sicher in Erinnerung bleiben. Cfr. Dr. Schulte ergriff das Wort und dankte Prof. de Bruin für die hervorragende Führung durch die Landkommende und die Innenstadt von Utrecht sowie Csr. Schulte für die ausgezeichnete Organisation dieser Komtureireise. Für Csr. Schulte war es die siebte Komtureireise, die sie mit Leidenschaft und großem Einsatz für unsere Komturei geplant hat. Gleichzeitig war es auch die letzte Reise, für die sie verantwortlich zeichnet. Es ist eine gute Tradition in der Komturei „An Rhein und Ruhr“, alle zwei Jahre eine Komtureireise anzubieten. Hoffentlich wird diese Tradition, die viele Jahrzehnte alt ist, auch zukünftig fortgesetzt werden können. Den Worten von Cfr. Dr. Schulte schloss sich Ehrenritter Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Udo Arnold an, der Prof. de Bruin mit einer Flasche Wein aus Südtirol dankte: „Renger de Bruin ist Utrecht und Utrecht ist Renger de Bruin.“ Auch fand er lobende und sehr anerkennende Worte für Csr. Schulte, die durch eine perfekte Planung einen reibungslosen Ablauf der Reise ermöglichte.
Am anderen Tag schloss die Komtureireise mit der Mitfeier der sonntäglichen Eucharistiefeier in der St. Katharinen-Kathedrale ab. Einige Mitreisende fuhren auf dem Heimweg noch zu Haus Doorn, dem Exilwohnsitz von Kaiser Wilhelm II.
Bertram F. Alda FamOT